2. PBV Vorsitzender – Privatärztlicher Bundesverband e. V., Dr. med. Heinz Oehl-Voss

Situationsbericht

Zusammengefasst von von Dr. med. Heinz Oehl-Voss,

2. Vorsitzender des PBV


Corona-Situation Juni 2020

Obwohl Corona bei Google unangefochten an erster Stelle steht – fassen wir die wichtigsten Neuheiten hier zeitnah zusammen!

Corona-Situation Stand 22. Juni 2020

 

Covid-19: verbesserte Tests plus App

Der deutsche Fortschritt ist beachtlich: Nicht nur, daß der E-Sarbeco-Test, der von Professor Drosten entwickelt wurde, zu den drei besten von den 9 Coronatests weltweit gehört, nun ist bereits ein weiterer Meilenstein in Aussicht, ein schnellerer Test aus Rostock, der nicht die Hüllgene des Virus erkennt, sondern der mit wenigen Blutstropfen das Erbgut nachweist.
Professor Arndt Rolfs hat sich mit seinen Tests auf das Erbgut seltener Krankheiten konzentriert. Zu diesem Kerngeschäft möchte er zurückkehren, nachdem er quasi zwischenzeitlich seinen Coronatest vorantreibt. Labore wurden bereits bei den üblichen Abstrichtests von zuletzt ca. 52 EUR auf 39 EUR „heruntergedrückt“ (bei Privaten etwas höherer Satz), Rolfs geht aber davon aus, dass seine Tests bereits für unter 20 EUR etabliert werden können, in Rostock werden bereits viele Schulen, Altersheime etc. getestet. Der Clou dabei: Die Ergebnisse sind nach 1 - 1 1/2 Stunden da, können also auch in Fußballstadien, auf Flugplätzen und in Krankenhäusern rasch eingesetzt werden (FAS, S. 30, 21. 6. 2020). Die Tests werden wohl auch bei Reiseunternehmen akzeptiert, so dass es auch hier weitere Lockerungen geben wird.

 

Nun kann man vorerst vermuten, dass es auch hierbei – wie schon bei den PCR-Tests per Abstrich – falsch positive und negative Ergebnisse geben wird! Man wird sich ebenso bei negativem Ausfall v. a. bei Symptomen nicht auf einen einzigen verlassen. Umgekehrt hat ein positiver Test mehr Gewicht als ein negativer. Bzgl. Sensitivität und Spezifität hält sich das RKI noch zurück (mit welcher Wahrscheinlichkeit sind Personen tatsächlich infiziert?), das liegt aber in der Natur der Sache: Die Ergebnisse von bereits über 500.000 Tests müssen erst ausgewertet werden, sie können dann auch mit der groß angelegten Studie in Luxemburg verglichen werden.

 

Geht man nach der Wirtschaft, so besteht fundierte Hoffnung: Das Unternehmen Centogen von Arndt Rolfs ist bereits im NASDAQ, man darf auf die weitere Entwicklung ebenso gespannt sein wie bei dem Impfstoff-Entwickler Curevac (Dietmar Hopp und die Bundesregierung leisten Unterstützung), das ebenfalls vorhat, Mitte Juli im NASDAQ notiert zu werden; auf dieser „Schiene“ erhält man schneller und auch mehr Liquidität als im deutschen TecDax.

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Wie ist der Stand der Dinge bei der Antikörper-Testung?

Serologische Antikörpertestungen erfordern genaue Kenntnisse der Proteine: AK gegen Nukleokapsid-Proteine sind sehr sensitiv (Deutsches Ärzteblatt 24, S. 1196), trotzdem gibt es Sequenzhomologien mit anderen Coronaviren. Das Spike-Protein ist das am stärksten divergierende unter den Corona-Strukturproteinen, das versuchen alle Testanbieter zu berücksichtigen. In der Zwischenzeit wird nicht mehr nur der Test von Roche favorisiert, der ja auch von der Bundesregierung unterstützt worden ist (Nadine Eckert, (Deutsches Ärzteblatt 24, S. 1197). Die meisten Labors machen inzwischen aber auch den von Roche! Von Schnelltests wird nach wie vor abgeraten; auch über die Immunitätsdauer bei positivem Befund gehen die Interpretationen noch weit auseinander, ein partieller Immunstatus ist jedoch bis zu drei Jahren denkbar!


Wie kann die neue bundesrepublikanische App helfen?
Die neuesten Zahlen bei der Corona-App-Installation liegen Stand Mitte Juni bei über 9 Millionen Bundesbürgern, einige Senioren fühlen sich aber ausgegrenzt: Ihre mehr als 5 Jahre alten Geräte "schaffen" das Betriebssystem nicht, die App kann nicht installiert werden. Viele sind sauer, sie vermuten, dass v. a. Apple seine Neuverkäufe ankurbeln will! Die Reisetätigkeiten werden wieder angekurbelt, im Ausland funktioniert jedoch unsere App nicht. Inwiefern nun dennoch diese App die üblichen Maßnahmen wie Mundschutz und Abstand ergänzen kann, bleibt vorerst noch abzuwarten, Kanzleramtsminister (und Kollege) Helge Braun ist von ihrem Zusatznutzen überzeugt!

 

Fazit: Insgesamt ist es doch erstaunlich, wie viel Fortschritt bei der Bekämpfung der Jahrhundertseuche gelingt.

Bleiben Sie weiterhin gesund! Ihr Dr. Oehl-Voss


Corona-Situation Stand 17. Juni 2020

 

Medikamente, Impfungen, Herdenimmunisierung – wer gewinnt den Kampf gegen Covid-19?

Der Gentechniker George Church und der Genanalytiker Hans Gerlach haben in der FAZ vom 20. 5. 20 Wege aufgezeigt, welche Alternativen es geben könnte, die Verbreitung des Virus rasch und effizient aufzuhalten. „Die Wichtigkeit von Tests wurde von vielen betont. Jedoch wurde die Tatsache, dass bei einer Krankheit, die von einer Mehrheit von Virusträgern ohne jede Symptomatik oder mit minimalen Symptomen übertragen wird, die eigentliche Erfolgsmetrik nicht der Anteil der Getesteten sein kann. Vielmehr ist entscheidend, dass die nicht getesteten Personen nicht ausreichend berücksichtigt werden.“ Dies führe zu all den unnötigen wirtschaftlichen Kosten und Einschränkungen, in der Hoffnung, ein Impfstoff könne das beenden.


Dagegen käme man deutlich schneller voran mit den Möglichkeiten der „Next Generation sequenzing-Technik (NGS)“ – nachdem ja das Covid-19 Genom inzwischen vollständig bekannt ist, in Kombination mit intelligenten Kontaktverfolgungsansätzen. Mit entsprechender Verbesserung der Infrastruktur könne man darüber hinaus auch künftige Epidemien besser bekämpfen. „Wir haben jetzt Zugang zu enorm leistungsstarken Sequenzierungstechnologien, die Sequenzierung zu immer geringeren Kosten ermöglichen“. Die Tests sind vorgesehen derart, dass alle verdächtigen Probanden per Smartphone bestimmte Barcodes auf den Teströhrchen einscannen und diese Tests über Arztpraxen oder Labors ausgeführt werden.

Diese Vorgehensweise ist verblüffend intelligent; die Kontaktierung der Infizierten würde etwas anders ablaufen als die derzeit vorgesehene Verfolgung über eine von Google und SAP entwickelte App. Wer die Details verfolgen möchte, dem sei der Artikel aus "Natur und Wissenschaft" wärmstens empfohlen (auch über FAZ-Podcast). Die Logik ist dermaßen einleuchtend, daß man davor warnen möchte, auf die Höhenflüge der „Impfaktien wie Moderna Therapeutics“ etc. (spekulativ) zu setzen, denn die Entwicklung der Impfung kommt evtl. viel zu spät.

 

Curevac, Biontech oder doch China, USA, Großbritannien – welche Impfung macht das Rennen?

Stand 14. 6. 2020 gibt es 136 potenzielle Impfstoffe, davon bereits 10, die an Menschen getestet werden. Üblicherweise scheitern 90 %, weil sie nicht wirken oder weil sie zu viele Nebenwirkungen verursachen. Geht man nach den Wirtschaftsinformationen, hat der Impfstoff, der in Oxford entwickelt wird, die Nase vorn, immerhin haben Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande bereits 300 Mio. Behandlungseinheiten über die kooperierende Pharmafirma AstraZeneka geordert. Man rechnet mit einer Lieferung bereits Ende 2020. Wir wissen wie sehr die Meinungen über das Erscheinen eines wirklich brauchbaren Impfstoffes auseinandergehen, die bisherigen Prognosen sind ja weitaus optimistischer als bei bisherigen Zeitvorgaben für Impfstoffentwicklungen.

 

Wie kann der Wettlauf um eine Impfung funktionieren?


Bisher wurde der Stand dieser Entwicklungen jeweils zuerst in Fachzeitschriften veröffentlicht. Bei der Dringlichkeit bei Corona gehen manche aber schon bei Phase 1 (des Zulassungsprozedere) an die Öffentlichkeit, also bei der Beurteilung „nur“ der Sicherheit (also unabhängig von der tatsächlichen Wirksamkeit). Bei der Firma Moderna Therapeutics wurde bei acht! Geimpften (auf Basis neutralisierender Antikörper) „Sicherheit“ festgestellt. Auch bei Curevac oder Biontech, den deutschen Vertretern, arbeitet man mit mRNA-Impfstoffen der gleichen Art (also mit der viralen Erbinformation, nicht mit Viruspartikeln). Moderna benutzt lediglich das sogenannte Spike-Protein der Virushülle. Ein renommierter Infektiologe aus München sagt jedoch, man benötige normalerweise mehrere Antikörper. Man darf gespannt sein!

Solange werden wir auf Großveranstaltungen verzichten und Abstandsregelungen einhalten müssen, auch wenn es gerade unter Ärztinnen und Ärzten wie in der breiten Bevölkerung immer mehr Menschen gibt, die Mundschutz und andere Schutzeffekte ablehnen. Mahnwachen und Ähnliches von Ärzten wie gerade in Schwerin beklagen die Unverhältnismäßigkeit von Einzelmaßnahmen, jedoch ist der Norden auch weiterhin „begünstigt“, die Lockerungen sollten nach Regionen besser differenziert werden, das könnte Proteste reduzieren.

Immerhin verweist auch die Medical Tribune am 22. 5. darauf, dass Ärzte die Schutzeffekte nicht gut einzuschätzen scheinen, dabei seien diese inzwischen hinreichend bewiesen. Bei den völlig unzureichenden Maßnahmen zuletzt in Spanien (bei zu schneller Überlastung der Systeme) sind fast 20 % der Covid-Fälle Ärzte und Pflegepersonal gewesen. Bei den deutschen Verhältnissen konnte man sich sehr viel besser koordinieren. Ein Beispiel ist der Skifahrer Sebastian Vogel, der sich in Ischgl infiziert hatte. Sein medizinischer Werdegang auf der Münchner Intensivstation ist in der FAS vom 24. 5. sehr eindrücklich geschildert. Der 52-Jährige ohne Vorerkrankungen war relativ plötzlich dekompensiert, er kam schließlich nach fast 4 Wochen Koma glimpflich davon; es wurden die Besonderheiten der Intensivmedizin bei Covid-19 skizziert, teilweise benötigte man 5 Personen, um ihn innerhalb von 45 Minuten umzubetten, in die jeweils notwendige Atemposition. An der Notwendigkeit von Schutz-Ausrüstung hat man dort nicht gezweifelt.

Bleiben Sie weiterhin gesund! Ihr Dr. Oehl-Voss


Corona-Situation Stand 8. Juni 2020

 

Nach Corona kommt die Apokalypse – Überhitzung der Erde
Am 5. 6., am Weltumwelttag, erschien in der FAZ ein Aufruf dreier Bundespräsidenten: Frank Walter Steinmeier, Simonetta Sommaruga, Bundespräsidentin der Schweiz, und Alexander von der Belten, Bundespräsident von Österreich. Gegen das was unseren Planeten erwarten würde, werde es keine Impfung geben, wir sollten alles unternehmen, um den Jungen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Der Klimaforscher und „Apokalyptiker“ Hans Joachim Schellnhuber, der am 6. 6. seinen 70. Geburtstag feiert, verweist auf die „Heißzeit“ der Erde; der Mai war schon wieder der wärmste, der je gemessen wurde! Die wissenschaftlichen Fakten hierzu sind viel eindeutiger als bei der Covid-19 Prognose; bei Corona erlebe man einen „Crash-Kurs“ in Wissenschaftstheorien. Die wirtschaftlichen Folgen werden weitaus schlimmer sein bei der Bewältigung der Umweltschäden. Die täglichen Einschränkungen, die wir beruflich, aber auch privat „erdulden“ müssen mit Maskenpflicht und Hygieneauflagen, stehen in keinem Verhältnis zu den möglichen Folgen der Klimakatastrophe. Dazu werden die Investitionsprogramme der Bundesregierung dieser Tage (als Folge von Corona) von den führenden Umweltverbänden als nutzlos bezeichnet, weil sie keine wesentliche Investition in die (Klima-)Zukunft seien.

Auch gibt es eine zweite „Virus-Pandemie“: Die Hackerangriffe auf die schnellsten Computer Deutschlands, auch wenn es zuletzt „nur“ um das Kryptogeld Bitcoins ging, (und diese Hacker nicht an persönlichen Daten interessiert zu sein schienen). Bedenklich dabei, dass Wissenschaftspolitiker stumm bleiben, „vermutlich sind sie ratlos“ (FAZ 5. 6. 2020), „denn im Unterschied zum biologischen Virus gibt es gegen Computerviren kaum Schutz!“

Achten Sie also nicht nur auf gutes Gelingen bei der Rückkehr ins „normale“ Leben nach „Corona“, sondern achten Sie unbedingt auch auf Ihren Datenschutz in den Praxen, damit Sie allseits gewappnet sind in diesen Tagen.

Bleiben Sie weiterhin gesund und einen schönen Feiertag zu Fronleichnam! Ihr Dr. Oehl-Voss