2. PBV Vorsitzender – Privatärztlicher Bundesverband e. V., Dr. med. Heinz Oehl-Voss

Impulsbeitrag von Dr. med. Heinz Oehl-Voss, 2. Vorsitzender des PBV

Covid-19 – schwerer Stand für Privatärzte/Privatärztinnen

Die Auswirkungen der Pandemie reichen in verschiedenen Ausprägungen in unsere Praxen. Bei ihrer Bewältigung gibt es Unterschiede zwischen kassenärztlichen und privaten Praxen: Kassenärzte erhalten zusätzliche Vorgaben und Hilfestellungen über ihre jeweilige Kassenärztliche Vereinigung. Wir Privatärzte/-innen haben einerseits mehr (freiberufliche) Freiheiten bei der Bewältigung, andererseits müssen wir einiges an Mehraufwand leisten, wie z. B. eigenhändiges Besorgen von Hilfsmitteln, um gleichermaßen unsere Patienten zu informieren und zu versorgen. Vom Honorarausfall wegen dem fernbleiben von Patienten ganz zu schweigen.

 

Wesentliche Informationen sollte man tagesgenau beim Robert Koch-Institut beziehen

Diagnostik bei COVID-19 (Corona SARS-CoV-2)

Standard bei der Diagnostik bleibt der Rachen-Nasen-Abstrich, der 4 Tage nach Symptombeginn noch positiv ist, beim Sputum eventuell bis zu 8 Tagen. Im Stuhl, Urin und Blut wird nichts nachgewiesen.

Infizierte entwickeln Symptome in 51 bis 81 % der Fälle, je nach „Falldefinition“, also nach Beurteilung, ob die Person krank ist oder nicht! Die zum Teil restriktive Testung führt dazu, dass es zu einer deutlichen Untererfassung der Krankheitsfälle kommt. Die tatsächliche Infektionszahl ist wohl bis zu zwanzigmal höher als jeweils gemeldet, auch die Todeszahlen weichen stark ab.

Ich selbst bestelle Testmaterial in meinem Labor, bei deutlichem Verdacht holt jemand den Test in der Praxis ab.  Der vermeintlich Infizierte macht dann den Abstrich mithilfe unserer genauen Erklärung selbst. Wiederum ein Nicht-Betroffener wirft den Abstrich nach vorherigem Telefonat beim Labor in den Briefkasten, und nach 24 Stunden liegt das Ergebnis vor.

4 Tage dauert es, bis sich (bei schwereren Verlaufsformen) eine Pneumonie entwickelt. Bei den schwersten Formen tritt dann das Lungenversagen nach 8 bis 10 Tagen ein. Wie lange ein Patient ansteckend ist, weiß man nicht genau, vermutlich aber bis zum Abklingen der Symptome. Leider gibt es noch keinen Antikörper-Test, sonst könnte man nach dieser Diagnostik bereits Immunisierte „an die vorderste Front“ schicken, um hilfreich tätig zu werden.

 

Pneumokokken-Impfung – Corona verursacht Lieferengpass beim Impfstoff

Nachdem Jens Spahn die Pneumokokken-Impfung für fast alle über 60 empfohlen hatte, waren innerhalb von 1 bis 2 Tagen die verfügbaren Chargen vergriffen. Einige Patienten konnten noch durch „Apotheken-Hopping“ erfolgreich sein.

Es gibt durchaus Möglichkeiten, den Impfstoff über die USA zu beziehen, aber das zu horrenden Preisen – Zweifel an eine Erstattung durch die PKV sind hier angebracht. Ich empfehle derzeit, sich auf die Warteliste bei 2 bis 3 Apotheken setzen zu lassen, die Aussichten sind aber eher gering. Wegen der Verknappung des Pneumokokken-Impfstoffs nehme ich bei meinen Patienten unterdessen eine eigene Hierarchisierung vor.

 

Helfen Sie mit, den Lieferengpass bei Atemmasken und Schutzausrüstung zu überbrücken!

Über unsere Verbindungen zum Hartmannbund werden wir weitere Zugänge zu „verknappten Materialien“ wie Atemmasken, Schutzmäntel usw. aktivieren. Helfen Sie mit, melden Sie mögliche Bezugsquellen an die Geschäftsstelle des Privatärztlichen Bundesverbands!

Ansprechpartnerin beim PBV ist:
Sonja Schroeter
Telefon: +49 7243 715363
sekretariat@pbv-aerzte.de

Wir geben diese Informationen dann an die Kolleginnen und Kollegen weiter – denn in dieser besonderen Situation kann man Unterstützung von zentralen Organisationen oder Verbänden nicht immer erwarten, zumal es nach jeder Meldung sofort wieder zu neuen Verknappungen kommt.

 

Videosprechstunden bieten zusätzliche Möglichkeiten zum Selbstschutz

Einige Praxen haben sich bereits gänzlich aus der Patientenversorgung zurückgezogen, sei es aus Infektionsgründen oder wegen privat notwendigem Selbstschutz. Ein Ausweg, sich selbst zu schützen, bietet z. B. die Videosprechstunde. Hier sind uns etwa 16 Anbieter bekannt, wobei wir derzeit nur CGM Turbomed favorisieren können. Mit anderen Anbietern haben wir bislang keine Erfahrungen gesammelt.
(Link: https://www.cgm.com/de/corona/kostenlose_clickdoc_videosprechstunde.de.jsp)

Aufgrund der aktuellen Krisensituation stellt CGM seine CLICKDOC Videosprechstunde kostenfrei zur Verfügung. Sie können dieses Angebot auch nutzen, um kostenlos Erfahrungen zu sammeln – in einem Jahr wird sicher alles schon wieder anders aussehen.

Wir werden immer wieder gefragt, wie eine Videosprechstunde denn abzurechnen sei – wir empfehlen die GOÄ-Ziffern wie beim persönlichen Kontakt, ggf. mit Analogziffern, also die Ziffer 3, Faktor 3,5, auch die 849 bei all den begründeten Ängsten derzeit.

 

Ihr Heinz Oehl-Voss, PBV