Liebe Mitglieder,

als Allererstes möchten wir allen Mitgliedern des PBV ein gutes, erfolgreiches und hoffentlich von Gesundheit geprägtes Jahr 2022 wünschen. Auch wenn die Pandemie aktuell das Geschehen bestimmt, eint uns die Hoffnung nach einer Normalisierung der Lebenswirklichkeit. Doch was können wir – insbesondere gesundheitspolitisch – in diesem Jahr erwarten? Kann es so etwas wie Normalisierung geben?

Die neue Bundesregierung beendete das gesundheitspolitische Jahr 2021 mit einem personellen Paukenschlag. Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich zunächst in medias res der Pandemie begeben. Immer häufiger werden nun Rufe nach einem Umbau oder einer Neugestaltung des Gesundheitswesens lauter. Dies wird mit den durch die Pandemie deutlicher gewordenen Defiziten in der Krankenhausversorgung, in dem öffentlichen Gesundheitsdienst und dem Mangel an Datenaustausch im gesamten Gesundheitswesen begründet. Dem Personalmangel und den Finanzierungsproblemen soll nun durch eine intensivierte Digitalisierung begegnet werden. Nur durch Digitalisierung?

Während im Positionspapier der Sondierungsverhandlungen noch der Erhalt des dualen Finanzierungssystems hervorgehoben wurde, fehlte dieser Satz unvermittelt im Koalitionsvertrag. Das lässt aufhorchen, insbesondere angesichts der personellen Besetzung des Gesundheitsministeriums. Wie Ärzte honoriert werden sollen, kann also wieder zur Diskussion gestellt werden. Angesichts der Tat­sache, dass die Gesundheitskosten für stationäre Versorgung, Arzneimittel und Medizinprodukte grob geschätzt das Vierfache der ärztlichen Honorare betragen, stellt sich jedoch die Frage, ob man im Bereich der ärztlichen Honorare ernsthaft „Einsparpotenzial“ sieht. Die Gesellschaft wird sich bekennen müssen, welche Wertschätzung (im wahrsten Sinne des Wortes) sie der ärztlichen Leistung beimisst.

Eine weitere Verschlechterung der ärztlichen Vergütung, bereits durch ausbleibende Anpassung an die gestiegenen Lebenshaltungskosten, wird den Personalmangel in Zukunft weiter verstärken. Ob die Digitalisierung des Gesundheitswesens der Heilsbringer sein wird, bleibt angesichts der gegenwärtigen, technischen Probleme des Gematik-Systems völlig offen. Digitale Veränderungen werden aber auch uns Privatärzte in Zukunft immer intensiver begleiten, weshalb wir in dieser Ausgabe der PÄP das Thema Digitalisierung betrachten möchten.    

 

Ihr Vorstand des PBV

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der PÄP auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher
Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

PBV-Weiterbildung, Praxisgründungsseminar und
Jahreshauptversammlung in Frankfurt
Im Rahmen unserer nächsten Jahreshauptversammlung am 05.03.2022 werden Sie die Möglichkeit haben,
Ihre Fragen zum Thema Abrechnung/GOÄ zur Diskussion zu stellen. Hierfür teilen Sie uns bitte Ihre Fragen
vorab per E-Mail mit: sekretariat@pbv-aerzte.de 
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Liebe Leserinnen und Leser der PÄP,

 

Ihre Meinung ist uns wichtig! Bitte nehmen Sie sich einige Minuten Zeit, um unseren kurzen Fragebogen zu beantworten.



Abrechnungsempfehlung der Hygieneziffer (bisher A245)

Neu: Erfüllung aufwendiger Hygienemaßnahmen im Rahmen der COVID-19-Pandemie je Sitzung analog Nr. 383 GOÄ (A383 zum 2,3-fachen Satz), erhöhte Hygienemaßnahmen zum 2,3-fachen Satz (= 4,02 Euro), (Punktwert 30).

Die Abrechnungsempfehlung gilt vom 01.01.2022 bis zum 31.03.2022 und ist nur bei unmittelbarem, persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt im Rahmen einer ambulanten Behandlung anwendbar. Bei Berechnung der Analoggebühr nach Nr. 383 GOÄ kann ein erhöhter Hygieneaufwand nicht zeitgleich durch Überschreiten des 2,3-fachen Gebührensatzes für die in der Sitzung erbrachten ärztlichen Leistungen berechnet werden.


Privatmedizin aktuell
Digitalisierung im Gesundheitswesen – Probleme, Chancen, Risiken

Deutschland hat eine Nationale Agentur für Digitale Medizin. Von dort aus soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens betrieben werden. Was schön klingt, verbirgt jedoch nichts anderes als die Gematik GmbH, die seit 2005 mehr Schlagzeilen mit Problemen als mit funktionierenden Lösungen gemacht hat. Was verursacht die Schwierigkeiten?

Der digitale Alltag im Gesundheitswesen spielt sich in Praxisverwaltungssystemen, Apothekenverwaltungssystemen, Krankenhausinformationssystemen und in Laborinformationssystemen ab. Die Gematik wiederum bietet Anwendungen auf Basis der von ihr geschaffenen Telematikinfrastruktur an, die mittels Schnittstellen in den oben genannten vier Kategorien von Primärsystemen integriert werden können. Bezüglich der Gestaltung der Schnittstellen und der Voraussetzungen zur Interoperabilität der Systeme macht die Gematik den Software-/Produktherstellern Angaben mittels sogenannter Steckbriefe, die öffentlich einsehbar sind.

Diese Herangehensweise zur Digitalisierung des Gesundheitswesens hat unter anderem historische Gründe, die letztlich auf den Stand der Technik zum Zeitpunkt der Gründung der Gematik im Jahr 2005 zurückgehen. Sogenannte Primärsysteme (Praxisverwaltung etc. s. o.) werden von der Gematik nicht spezifiziert und sind nicht Teil der Telematikinfrastruktur (siehe hierzu www.gematik.de). Auch wenn Vergleiche aus der analogen Welt zwingend hinken, so könnte man zur Anschaulichkeit beschreiben, dass der Bund zuständig wäre für Autobahnauf- und -abfahrten, Brücken, Rastplätze, Tankstellen und Motels, aber nicht für die Autobahn selbst. 

Über Spurbreite und Fahrbahnbelag könnte zum Beispiel jede Gemeinde, durch die die Autobahn führt, eigenständig entscheiden. Ich bitte zu beachten, dass es nicht um die Frage geht, ob die Infra-struktur privat oder staatlich betrieben wird, sondern lediglich um die aus der jeweiligen Denkweise resultierenden Auswirkungen auf ein System.


Somit wird also der Fokus aller aktuellen Bestrebungen auf die Lösung von Problemen der Interoperabilität unterschiedlichster digitaler Systeme in Form der Gestaltung von Schnittstellen gelegt.

 

Was können Schnittstellen (englisch: interface) leisten?

  • Komplexität wird beherrschbar, da jedes über Schnittstellen abgetrennte System unabhängig
    vom Gesamtsystem entwickelt und getestet werden kann.
  • Technische Abhängigkeiten werden reduziert, da an eine klar definierte Schnittstelle einfach ein
    anderes System angeschlossen werden kann.
  • Es kann besser auf Wandel reagiert werden, da sich Änderungen oft nicht über Schnittstellen
    hinweg auswirken.

Quelle: Michael Jastram: https://www.se-trends.de/offene-schnittstellen-erzwingen

 

Welche Probleme können Schnittstellen verursachen?

  • Das saubere und vollständige Definieren von Schnittstellen erzeugt zusätzlichen Aufwand. Dieser
    ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Schnittstelle auch als solche genutzt wird (also unterschiedliche
    Systeme die Schnittstelle nutzen).
  • Unvollständig definierte Schnittstellen können unerwartete Probleme verursachen. Markus Bolli berichtete
    von solchen Unvollständigkeiten beim ETCS-Standard. In seiner Keynote 2016 berichtete er, dass verschiedene
    Hersteller den Standard unterschiedlich interpretiert hatten und daher nicht vollständig kompatibel waren.
  • Schnittstellen wirken sich negativ auf Stabilität und Baugröße aus. Daher der Trend von Computer- und
    Smartphoneherstellern, immer mehr Komponenten in ihren Geräten fest zu verlöten und die Geräte zu verkleben.

Quelle: Michael Jastram: https://www.se-trends.de/offene-schnittstellen-erzwingen

 

Fazit
Der Vorteil des Infrastrukturprojektes Autobahn resultierte aus Spurbreite, Fahrbahnbelag und möglichst langen, kurvenfreien Streckenabschnitten zum Zweck eines zügigen Ortswechsels. Beschaffenheit von Auf- und Abfahrt und das Verweilen auf dem Rastplatz sind dabei nicht die Kenngröße des infrastrukturellen Erfolges gewesen.

Schnittstellen sind natürlich unverzichtbar. Die Frage, die sich im Hinblick auf das Gesundheitswesen stellt, laut jedoch: Sollte die zukünftige Digitalisierung des Gesundheitswesens von der Schnittstelle her gedacht werden oder von der Operabilität her, aus Sicht der Anwender?


Sonja Schroeter
Ihre Ansprechpartnerin bei allen
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Kontakt zum PBV
Sonja Schroeter
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Sprechzeiten
Montag von 15:00 – 18:00 Uhr
Mittwoch von 15:00 – 18:00 Uhr
Freitag von 09:00 – 13:00 Uhr



Die Privatarztsuche des PBV

Hier finden Patienten in Ihrer Nähe den für sie passenden Privatarzt. Für PBV-Mitglieder ist der Eintrag kostenfrei. Nichtmitglieder zahlen 150 Euro für zwei Jahre. Senden Sie eine Nachricht per E-Mail an: sekretariat@pbv-aerzte.de

Mögliche Fachrichtungen und Zusatzbezeichnung finden Sie unter: www.arztsuche-privataerzte.de



Mitgliedschaft
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Kommen Sie zu uns, wenn Sie sich mit unseren Aufgaben und Zielen identifizieren können und Sie ebenso wie wir von der Notwendigkeit einer schlagkräftigen Interessenvertretung für Privatärztinnen und Privatärzte überzeugt sind.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt 165,00 EUR pro Jahr und beinhaltet z. B. die Teilnahme am „Tag der Privatmedizin“. Weitere Vorteile für Mitglieder!



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PÄP-Ausgabe 06.2021
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